Elternbrief von der Diakonie Niedersachsen zur aktuellen Lage (Stand 11.Mai 2020)

Elternbrief

Hannover, 11.Mai 2020

Liebe Eltern,

seit über 50 Tagen ist die Kita Ihrer Kinder nun geschlossen. Das ist eine sehr lange Zeit, für Sie, für die pädagogischen Fachkräfte und vor allem für Ihr Kind oder Ihre Kinder. In den letzten Wochen rückten die Belange der Kinder, auch in der Öffent-lichkeit, immer mehr in den Vordergrund. Das ist wichtig und wird von uns unter-stützt. Kinder haben ein Recht auf Bildung und es ist für ihre Entwicklung wichtig, in Kontakt mit anderen Kindern zu sein.

Sehnsüchtig warten jetzt alle darauf, dass die Kita wieder geöffnet ist. Nun hat das niedersächsische Kultusministerium den Leitfaden „KiTa in Corona-Zeiten veröf-fentlicht. Kitas können nun schrittweise wieder öffnen und mehr Kinder dürfen in einer Gruppe betreut werden. In der Erleichterung und Freude darüber wird das Wort „schrittweise“ manchmal überhört.

Doch die Kitas sind noch nicht geöffnet! Nach wie vor gibt es eine “Notbetreuung” unter strengen Vorgaben zum Infektionsschutz. Das stellt den Träger und die Lei-tung Ihrer Kita vor eine große Herausforderung. Nach wie vor setzt das Infektions-schutzgesetz den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz außer Kraft. Für Sie als Eltern kann es bedeuten, dass trotz der schrittweisen Öffnungen Ihr Kind/Ihre Kinder noch nicht die Kita besuchen können. Erst ab August ist eine vollständige Betreuung und die Öffnung der Kitas geplant.

Ab dem 11. Mai dürfen in Krippengruppen bis zu 8 Kinder aufgenommen werden, in Kita-Gruppen bis zu 13 Kinder und in Hortgruppen bis zu 10 Kinder. So sagt es eine neue Verordnung der Landesregierung. Dabei ist immer vorausgesetzt, dass die Zahl der Neuinfizierungen niedrig bleibt und dass der Kita die nötigen Räume und das nötige Personal zur Verfügung stehen. Jede Gruppe braucht einen eigenen Gruppenraum und pädagogische Fachkräfte. Außerdem müssen strenge Hygiene-regeln eingehalten werden.

Die Träger und Einrichtungsleitungen der Kitas stehen jetzt vor der schwierigen Aufgabe, entscheiden zu müssen, welche Kinder wieder die Kita besuchen dürfen und welche noch warten müssen. Einige Beispiele, aus Sicht der Kinder, wen wir nehmen sollten: Luka, der keine Geschwister hat und sehnsüchtig darauf wartet, wieder mit seinen Freunden zu spielen oder Hannah, die im Sommer zur Schule kommt und sich die ganze Zeit auf die Aktionen für die zukünftigen Schulkinder ge-freut hat oder Jasper, der es satt hat, dass seine Eltern im Home Office nie richtig Zeit für ihn haben? Jedes Kind hat einen guten Grund, um wieder die Kita be-suchen zu können.

Über die Seite der Eltern, die zu Recht aus beruflichen Gründen dringend eine Betreuung für Ihre Kinder brauchen, wird in den Medien täglich berichtet. Die Entscheidung über die Belegung der Notgruppen kann nicht für alle “gerecht” sein. Alle bemühen sich vor Ort um nachvollziehbare und vermittelbare Ent-scheidungen. Aber wir ahnen, dass die Zahl berechtigter Wünsche die Zahl der belegbaren Plätze über-schreiten wird. Es gibt keine allgemein gültigen Kriterien, die das unanfechtbar regeln. Auf der Grundlage der Verordnung und nach den Bedingungen und Möglichkeiten in „Ihrer“ Kita werden alle Aspekte abge-wogen und dann Entscheidungen getroffen.

Wir möchten Sie an dieser Stelle um Verständnis für die Entscheidung Ihres Trägers und Ihrer Kitaleitung bitten, gerade wenn Ihr Kind nicht zu denen gehört, die in den nächsten Wochen die Kita wieder besu-chen können. Seien Sie versichert, dass die Entscheidung darüber den Verantwortlichen nicht leichtgefal-len ist und immer mit Blick auf die individuelle Situation des einzelnen Kindes und seiner Eltern getroffen wurde.

Darüber hinaus sind die Kitas auch bemüht, Kontakt mit den Kindern und Eltern zu halten, die jetzt noch nicht aufgenommen werden können. Das Infektionsgeschehen lässt es derzeit aber auch nicht zu, z.B. durch wöchentliche Wechsel andere Kinder aufzunehmen. Im Rahmenhygieneplan des Landes werden „konstante“ Notgruppen, die voneinander getrennt sind, vorausgesetzt. Daher kann nach wie vor nur eine reduzierte und gut geschützte Betreuung angeboten werden, was einigen Eltern und Kindern sicher noch viel Geduld abfordert.

Wir danken für Ihr Verständnis, bleiben Sie behütet und gesund.

Mit freundlichen Grüßen

Hans-Joachim Lenke

Vorstandssprecher